Second-Hand muss nicht schlecht sein…
Dass gebrauchte Dinge durchaus nützlich sein können, ist ja allgemein bekannt – selbiges gilt auch für Feuerwehrfahrzeuge.
Bestes Beispiel ist unser langjähriger Versorgungs-LKW mit dem Funkrufnamen „Florian Burgau 1/55/1“, Spitzname „Toddie“. Der MAN 8136 ist Baujahr 1990 und seit 2003 bei der Feuerwehr Burgau unterwegs, er wurde seinerzeit für (heute fast unglaubliche) 3.500€ gebraucht gekauft und hat uns seither treue Dienste geleistet. Ob als Logistikfahrzeug bei zahlreichen Großeinsätzen zum Transport von Ölbindemittel, nassen Schläuchen, Rollwägen, Paletten, Sandsäcken oder als Zugfahrzeug für den zweiten Verkehrssicherungsanhänger auf der Autobahn bei sommerlicher Hitze oder winterlichem Schneechaos. Auch zahllose „Blaue Tonnen“ wurden mit ihm in den letzten Jahren im Stadtgebiet verteilt. Legendär sind auch seine Fernlicht-Scheinwerfer, die heutzutage eher als Standlicht deklariert werden würden – wir kamen trotzdem immer sicher ans Ziel.
Wir hätten ihn und seinen markanten Klang gerne noch länger behalten, aber leider nagt der Zahn der Zeit auch an den scheinbar unkaputtbaren Fahrzeugen. Und so entwickelte er im Sommer (leider unbemerkt) einen schleichenden Bremsendefekt, der auf einer harmlosen Besorgungsfahrt plötzlich zu einem Bremskraftverlust samt Auffahrunfall führte. Glücklicherweise ohne Personenschaden, aber dennoch entstand plötzlich Handlungsbedarf. Eine Einsatzfahrt mit nur teilweise funktionierenden Bremsen – unvorstellbar!
Für die Reparatur standen wir vor dem ähnlichen Problem wie beim Bremsendefekt am LF 16/12 Anfang letzten Jahres: Ersatzteile für ein 35 Jahre altes Fahrzeug sind fast nicht mehr zu bekommen. Die Neubeschaffung eines Versorgungs-LKWs hätte wiederum nicht nur sehr viel Zeit in Anspruch genommen (Beschaffung unser HLFs: etwa vier Jahre), sondern hätte auch ordentlich Geld verschlungen: die Preise für ein Neufahrzeug Typ „GW-Logistik 2“ liegen aktuell bei ca. 350.000€ – und das ohne Beladung. Daher erinnerten wir uns an den Glücksgriff von 2003 und können nun hoffentlich einen würdigen Nachfolger vorstellen: unser „Holländer“, ein Renault Midlum Baujahr 2011, der im Sommer für 26.000 € angeschafft werden konnte. Er hat eine zulässige Gesamtmasse von 12 Tonnen und 265 PS.

Das Fahrzeug war bisher in den Niederlanden eingesetzt und bietet gegenüber dem Vorgänger gleich noch ein paar Vorteile: ein eingebauter Lichtmast spendiert uns zukünftig nachts Licht auf der dunklen Autobahn, ein Seiteneinstieg ermöglicht den Zugang in den Kofferaufbau (bisher: Plane/Spriegel) und in der Kabine finden nun neben dem Fahrer sieben Personen Platz (bisher: nur eine Person). Wie bisher ist auch eine hydraulische Ladebordwand verbaut. Kleinere Reparaturen an der Dynawatt-Anlage und Umbauten bzgl. Funkgerät und Folierung/Beklebung nach deutscher Feuerwehr-Norm waren noch nötig, aber zum Glück nicht aufwendig.
Die Einweisungsfahrten mit unseren Fahrern sind bereits in vollem Gange, sodass wir voraussichtlich Ende November sagen können: „Welkom bij de brandweer van Burgau!“
